Die Künstlerin, die sich selbst Ani Abnormalia nennt, malt keine dekorativen Landschaften. Ihre Werke wie das eindringliche “Wir sind mehr als nur ein Körper” oder die surreale “Energetische Einöde” sind vielmehr Fenster zu einer inneren Welt, die von psychologischen Abgründen, tiefen menschlichen Bedürfnissen und dem Tanz zwischen Sein und Schein geprägt ist.
Wir haben mit der Künstlerin über ihre Inspirationen, die intime Beziehung zwischen ihr und der Leinwand und die Schnittstelle zu ihrer Arbeit als Tätowiererin gesprochen.


Die Suche nach Antworten auf der Leinwand
Wer sich mit Ani Abnormalias Werk beschäftigt, spürt schnell: Hier geht es um mehr als Ästhetik. Es geht um das Suchen, Fühlen und Verstehen. Auf die Frage, was sie zu ihren tiefgründigen Sujets inspiriert, nennt sie zwar Künstler wie Dali, Beksinski und Giger, doch die wahre Triebfeder liegt woanders:
„Meine Sujets entstehen vor allem durch das Befassen mit menschlichem Verhalten und deren Ursachen und der Suche nach Antworten. Sie handeln vor allem von inneren Welten, Bedürfnissen und zwischenmenschlichen Beziehungen.“
Ani Abnormalia nutzt die Leinwand als philosophisches Experimentierfeld. Ihr Schaffen ist ein roter Faden der Selbst und Fremderkundung, in dem die Psychologie des Alltags auf surreale Metaphysik trifft.

Der intuitive Akt: Wenn das Bild zum Titel spricht
Im Gegensatz zu vielen Künstlern, die mit einem festen Konzept beginnen, arbeitet Ani Abnormalia äußerst intuitiv. Dieses organische Entstehen beeinflusst auch die Namensgebung ihrer Werke. Ihre Titel, die selbst schon wie kleine Gedichte wirken man denke an “Dissoziation” oder “Die falsche soziale Maske” werden nicht vorausgeplant.
„Ich arbeite sehr intuitiv und habe meist keine genaue Vorstellung von dem fertigen Bild. …
Daher entstehen die Titel erst nach dem Schaffensprozess, wenn ich das fertige Werk am Ende auf mich wirken lassen kann.“
Der Titel dient so nicht als Schlüssel, der die Tür zur Bedeutung aufschließt, sondern als Wegweiser, der dem Betrachter eine Richtung weist. Und dieser Prozess ist nicht statisch: Die Künstlerin verrät, dass sie Titel auch Jahre später noch anpasst, wenn sie eine neue, tiefere Ebene im Werk entdeckt. Sie bietet dem Publikum damit einen eigenen Interpretationsfreiraum, der so wichtig für die Faszination ihrer Kunst ist.


Vom stillen Atelier zum geselligen Tattoo Studio
Ani Abnormalia bewegt sich zwischen zwei Welten: der stillen Einsamkeit des Ateliers und der intensiven Nähe des Tattoo Studios. Die Malerei beschreibt sie als einen völlig anderen, intimeren Prozess als das Tätowieren.
„Hier kann ich mich ohne Vorgaben ausleben, Fehler machen, mir Zeit lassen und verschiedene Richtungen ausprobieren. Im Gegensatz zum Tätowieren versinke ich mit mir allein in meinem Projekt ohne die Erwartungen und Bedürfnisse eines Gegenübers. Dementsprechend ist die Malerei für mich etwas viel intimeres, das Tätowieren dagegen sehr gesellig.“



Doch gerade diese gesellige Arbeit hat ihre Malerei auf unschätzbare Weise beeinflusst. Der Tätowier Job, der sie oft über Stunden eng mit ihren Kunden verbindet, wird zur Quelle unzähliger, tiefgehender Gespräche.
„Ich durfte viel über die Gefühle, Gedanken und Werdegänge von so verschiedenen Persönlichkeiten erfahren. Der Beruf hat mir eine weitere Perspektive für uns Menschen mit all unseren Facetten aufgezeigt.“
Die Geschichten, die Ani Abnormalia an der Nadel hört, fließen in ihre Leinwände ein. Sie machen ihre Kunst so menschlich, so verwundbar und so unmissverständlich abnormalia im besten Sinne des Wortes.

Ani Abnormalias Kunst ist eine ehrliche und mutige Konfrontation mit den komplexen Facetten des Menschseins. Ihre Werke sind nicht nur Bilder, sondern visuelle Gedichte, die tief in die inneren Welten blicken dorthin, wo soziale Masken fallen und emotionale Landschaften offenbart werden.
Ob in der stillen Konzentration vor der Leinwand oder im intensiven Austausch mit ihren Tattoo-Kunden: Ani Abnormalia sammelt Seelenfragmente und verarbeitet sie zu einer Kunst, die gleichzeitig verstörend und tröstlich ist. Sie erinnert uns daran, dass das Abnormale oft einfach nur das Unverstandene ist und dass wahre Tiefe nur dort zu finden ist, wo man bereit ist, hinter die Oberfläche zu blicken. Ihr Schaffen ist eine fortlaufende Einladung, unsere eigenen emotionalen Landschaften zu erkunden und die Poesie im Psychologischen zu entdecken.
Wir sind gespannt, welche inneren Welten Ani Abnormalia als Nächstes für uns enthüllt.
Folge Ani Abnormalia für mehr Einblicke und neue Werke jetzt auf Instagram: @ani_abnormalia

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